Sheabutter – handgefertigt
Frisch gesammelt: Sheanüsse
Er kann bis zu 300 Jahre alt und 15 bis 25 Meter hoch werden: Der Sheanussbaum oder Afrikanischer Butternussbaum. Er wächst in freier Wildbahn und kommt insgesamt in 21 Ländern des afrikanischen Kontinents vor (Guinea, Benin, Burkina Faso, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Äthiopien, Eritrea, Ghana, Guinea-Bissau, Elfenbeinküste, Mali, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Südsudan, Sudan, Togo, Uganda, Demokratische Republik Kongo und Kenia). Dort, wo es heiß ist. Die Früchte sind Beeren mit großen Fruchtkernen, den Sheanüssen, die 50 Prozent Fett enthalten. Er ist ein wichtiger Nutzbaum, der es aber den Nutznießer*innen nicht leicht macht. Er lässt sich nur schwer vermehren, blüht mit 20 Jahren und erst mit 50 Jahren erreicht er seine volle Ertragskraft.
Janet, Tinas Mutter, und Aayarkum sind gerade dabei, die Sheanüsse zu verarbeiten, die sie gesammelt haben. Die Produktion ist nicht nur aufwändig, sondern unglaublich anstrengend. Schritt 1 ist es natürlich, Sheanüsse rund um das Gehöft zu sammeln. Eine Plantage gibt es nicht. Sie befreien die Beeren von ihrem Fruchtfleisch, trocknen die Nüssen, wässern sie dann, lassen sie wieder trocknen. Dann müssen sie mühsam zerkleinert werden. Bei 40 Grad selbst im Schatten keine reine Freude.
Eine Hilfe ist, dass es seit kurzem fußläufig eine Mühle gibt, wo die zerstoßenen Sheanüsse gemahlen werden können. Auch diese Arbeit mussten die Frauen selbst leisten. Wird zu dem Mehl Wasser hinzugegeben, und die Frauen beginnen mit kräftigem Walken aus dem Gemisch eine breiige, rötliche Masse herzustellen. Um das Fett dann wieder von allen unerwünschten Teilen zu befreien, wird nochmals Wasser hinzugegeben und das Fett mit der Hand abgeschöpft.
Es wirkt wie ein Wunder, wenn schließlich die gewonnene schmalzig-talgige Sheabutter leicht gelblich, nahezu Weiß wird. Um sie zu verkaufen oder selbst fürs Kochen verwenden zu können, lassen die Frauen das gewonnene Fett in der Sonne schmelzen, wieder hart werden und formen daraus kleine Bällchen. Die Sheabutter ist unverarbeitet bis zu vier Jahre haltbar, sogar in tropischer Hitze. Die Frauen hier kochen mit Sheabutter, sie nutzen das Fett auch, um ihre Haut zu pflegen oder aber verkaufen die Sheabutter und erwirtschaften einen kleinen Zuverdienst. Gemessen am Aufwand würde ich behaupten, einen zu geringen Verdienst.
Für ein kleines Bällchen bekommen sie gerade mal 2 Cedis, für uns sind es nur 0,1 Cent. Es fällt ihnen schwer auszurechnen, wie viele Stunden sie benötigen, um die Sheabutter verkaufsfertig zu haben. Sie sagen, sie könnten ihr Produkt nicht teurer verkaufen, weil es eine zu große Konkurrenz gibt. “Alle Frauen machen Sheabutter”, sagt Janet.
Titus kommt vorbei und kauft den Frauen die gesamte Sheabutter ab und erklärt mir hinterher: Letztes Mal seien Chinesen gekommen, hätten alles mitgenommen und nicht einen Cedi bezahlt. Er wird die große Menge (schwer zu schätzen, wie viele Kilogramm das waren) mit nach Accra mitnehmen, selbst nutzen, es Freunden und Bekannten schenken, vielleicht auch verkaufen. Titus lässt sie in große Säcke packen. Wie viel er bezahlt hat, kann ich leider nicht sagen.
Im Interview erzählt Titus, er habe veranlasst, dass 100 Sheabäume gepflanzt werden, damit die Frauen langfristig nachhaltiger wirtschaften könnten vor Ort. Er überlegte laut: Es gibt rund um die Kreisstadt Fielmong sechs Dörfer, inklusive Hiineteng. Wenn das Konzept, das er nun für das Gehöft der Kuuyuor testet, vielleicht könnte es skalliert werden auf alle Dörfer. Auch wenn es viel Zeit kosten wird. Die 100 Sheabäumchen wurden durch Tiere und andere Umstände auf 67 dezimiert und könnten, so Titus, in ca. 5 Jahren das erste Mal Früchte tragen. Nun sollen sie mit Zäunen gegen gierige Ziegen und Kühe geschützt werden. Er möchte bei Stiftungen Finanzmittel beantragen und sein Projekt für alle Dörfer starten. “Es wird aber viel Zeit in Anspruch nehmen”, weiß Titus heute schon.
Es würde sich lohnen, die Produktion der unraffinierten Sheabutter zu intensivieren, aber gleichzeitig für die Frauen einen Vertrieb zu orgnisieren. Ein Kilo Sheabutter z.B. über die Plattform Etsy bestellt, kostet gut 17 Euro. Die Frauen erhalten hier höchstens 1 Euro für ein Kilo.
Ich bin sehr gespannt, wohin Titus Idee führen wird. Auch sein Onkel, Aloysius Denkabe, ehemals Englischprofessor an der größten Uni des Landes Legón University, spielt mit dem Gedanken, im Norden gewinnbringendere Wirtschaft zu initiieren.