Erdnüsse knacken in großer Runde

Jetzt, da viele von nah und fern gekommen sind, füllen sich das Gehöft und alle einzelnen Haushalte mit jungen, alten und erwachsenen Kindern, Enkeln, Urenkeln und vielen anderen Verwandten meiner Adoptivmutter. Titus versammelt die Jüngeren am Abend. Bänke und Stühle werden aufgestellt und immer wieder wird die Runde erweitert. In der Mitte stehen Kisten mit Erfrischungsgetränken und zwei weitere große Schalen mit ungeschälten Erdnüssen. Ein Klangteppich webt sich aus knackenden Schalen, Kichern und Gemurmel. Ein fröhliches Beisammensein an diesem Abend. Nur die Teenager, die in der Stadt aufgewachsen sind und nie auf dem Dorf gelebt haben, scheinen sich an alles gewöhnen zu müssen, sind noch schüchtern. Einige von ihnen können nicht einmal mehr Dagara, sondern nur noch Englisch. Sie verstehen Dagara, können es aber nicht sprechen. Wie Ransford, der Sohn von Titu. Manche sind erst zum zweiten Mal hier im Norden und auf dem Gehöft.


Titus spricht jedes der Kinder der Reihe nach an: “Wie heißt du? Mit leiser Stimme antworten die Kinder, zunächst recht zurückhaltend. Dann fragt Titus: “Und wie heißt du, Dagara?” Manchmal erntet er Schweigen, fragt nach, und es kommt immer heraus, dass wirklich alle einen Dagara-Namen haben, der wie meiner – Nmingmale – eine besondere Bedeutung hat. Titus erklärt mir später, dass er sicherstellen will, dass die Kinder und Jugendlichen die Wurzeln ihrer Namen kennen, auch wenn sie normalerweise nur ihre Vornamen verwenden. Titus’ jüngere und ältere Brüder sitzen alle in der Runde und erklären die Herkunft vieler Namen, vor allem wenn ihre Träger sie gar nicht kennen. Es bleibt ein fröhliches Kommen und Gehen für gut anderthalb Stunden, bis die Essenszeit anbricht und sich die Runde auflöst.
Ich erlebe Titus zum ersten Mal an diesem Abend entspannt und fröhlich, trotz des ganzen Trubels und der Belastung durch die bevorstehende Beerdigung. Ich spüre ein Gefühl der Gemeinschaft, der Freude aller, Teil dieser großen Familie zu sein. Vor allem die Älteren wie Zumeh und Sonyine (Francis christlicher Name) genießen es, dass das Gehöft schon so viele Gäste hat. So viel Nachkommenschaft. So viel Leben.